Diese „Webseite“ wurde für Damen und Herren erstellt, die sich grundsätzlich für deutsche Geschichte und - im freizeitlichen Rahmen - auch für Architektur interessieren.
Die Schönheit des Schlosses Wiligrad und seiner Parkanlagen wird Sie bei Ihrem Besuch begeistern.
Ab Ostern 2024 finden Sie am
untersten Ende der Startseite - wie auch an den untersten Enden aller anderen Hauptkapitel - eine separate PDF-Datei, in welcher die "Architektur und Baustruktur des Schlosses Wiligrad" vom
Verfasser dieser Webseite - gut verständlich - beschrieben worden ist. Wenn Sie diese Datei in einem Gebiet mit normaler Internetversorgung auf Ihr Handy laden, wird der Zugriff auf
architekturmäßige Informationen zum Schloss Wiligrad - unabhängig vom Internetempfang auf dem Gelände des Schlossareals - endlich möglich!
Weil es sich beim Schloss Wiligrad um ein historistisches Gebäude der Neo-Renaissance handelt, welches man im Stil der "nordischen bzw. deutschen Renaissance" errichtet hat, sind der Grundriss und die Fassaden komplett asymmetrisch ausgeführt worden!
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Hinweis 1
In seinem Erscheinungsbild entspricht Schloss Wiligrad (erb. 1895/98) einer zweiflügeligen Schlossanlage mit einem Treppenturm im Hofwinkel.
Im Weserbergland, in Westfalen und in Hessen sind während der Renaissancezeit derartige Schlossbauwerke häufig errichtet worden.
Schloss Wiligrad in Mecklenburg, erbaut 1895/98
Siehe Pkt. 1:
Bauherr und Baugeschichte des Schlosses Wiligrad
Schloss Buchenau, bei Fulda in Hessen, erb. um 1615
Siehe Pkt. 3.2.1:
Das Erscheinungsbild des Schlosses Wiligrad
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Hinweis 2
Als deutschlandweite Besonderheit des Schlosses haben hier Bauherr und Architekt den Baustil der mecklenburgischen Terrakotta-Renaissance (aus den Jahren 1550 - 1575) mit dem Baustil der stadtbürgerlich-norddeutschen Backstein-Renaissance (1525 - 1625) in einem ausdrucksstarken, historistischen Bauwerk zusammengeführt!
Die Neo-Backstein-Renaissance kam auch an den meisten Wirtschaftsgebäuden des Schlossareals zur Anwendung.
Im Artikel werden beide Baustile gründlich erläutert!
Mecklenburgische Terrakotta-Renaissance (Johann-Albrecht-Terrakotta-Stil) am Hauptflügel (Herrschaftsflügel) des Schlosses Wiligrad
Siehe Pkt. 3.3.3:
Der Johann-Albrecht-Terrakotta-Stil
am Schloss Wiligrad
Stadtbürgerlich-norddeutsche Backstein-Renaissance ("Backstein-Rohbauweise") am Nebenflügel (Wirtschaftsflügel) des Schlosses Wiligrad
Siehe Pkt. 3.3.4:
Die stadtbürgerlich-norddeutsche Backstein-Renaissance
am Schloss Wiligrad
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Hinweis 3
Die äußere Baustruktur des Schlosses wurde damals modernen, englischen Landhäusern bzw. kleineren Herrensitzen aus der Entstehungszeit nach 1860 nachempfunden, bei denen eine
klare Unterteilung des Schlossgebäudes in Herrschaftsflügel und Wirtschaftsflügel erfolgte.
Hierfür scheint das nördlich von Frankfurt am Main - an den Taunushängen gelegene - Schloss Friedrichshof (Siehe unten, Bild links) Pate gestanden zu haben; seine Erbauerin, die Ehefrau des deutschen "100-Tage-Kaisers" Friedrich war eine englische Prinzessin, Mutter von Kaiser Wilhelm II. und Tochter der berühmten Queen Victoria.
Schloss Friedrichshof in Kronberg/Taunus (Hessen)
Siehe Pkt. 3.2.3:
Die Unterteilung des Schlosses Wiligrad
in Herrschaftsflügel und in Wirtschaftsflügel
Landhaus Mendelssohn in Berlin-Grunewald
Die relativ guten Verbindungen zwischen Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg und Kaiser Wilhelm II. machen es sehr wahrscheinlich, dass Johann Albrecht einige Anregungen für sein Schloss Wiligrad vom neu errichteten, historistischen Schloss Friedrichshof bezogen hat!
Der in England aufgewachsene Hofarchitekt von Kaiser Wilhelm II. - Ernst Ihne, Berlin - hatte noch während der Bauarbeiten am Schloss Friedrichshof damit begonnen, für den einflussreichen Privatbankier Franz von Mendelssohn einen historistischen Herrensitz zu entwerfen, der in Berlin-Grunewald entstehen sollte (Siehe oben, Bild rechts).
Auch dieser verfügte über die "englische" Unterteilung des Gesamtbauwerkes in Herrschaftsflügel und Wirtschaftsflügel!
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Hinweis 4
Die äußerst seltene Flügelspreizung des Schlosses Wiligrad von 135° dürfte durch den Herzog Johann Albrecht festgelegt worden sein, nachdem er eine diesbezügliche Anregung vom kaiserlichen Witwensitzes "Schloss Friedrichshof" in Kronberg/Taunus (erb. 1890/93) bekommen hatte.
Üblich wäre eine Flügelspreizung von 90° gewesen, wie beim Schloss Buchenau in Hessen (Siehe Hinweis 1, Bild rechts) oder beim Landhaus Mendelssohn in Berlin-Grunewald (Siehe Hinweis 3, Bild rechts)!
Schloss Wiligrad mit Flügelspreizung von 135°
Siehe Pkt. 3.2.2:
Die Flügelspreizung des Schlosses Wiligrad
Schloss Friedrichshof mit Flügelspreizung von 135°
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Hinweis 5
Als Zentralraum des Herrschaftsflügels finden wir auf Schloss Wiligrad eine gewaltige, zweigeschossige Empfangshalle mit einem repräsentativen Treppenaufgang zum Obergeschoss nebst umlaufender Galerie. Als Besonderheit der Wiligrader Halle lagert die Galerie nicht auf Konsolen oder Säulen innerhalb des Erdgeschoss-Grundrisses der Halle. Im Obergeschoss kommt es zu einer 3-seitigen Hallenerweiterung, weil die Galerie auf den Deckenbalken der zur Halle benachbarten Erdgeschossräume aufsitzt!
Bei der Wiligrader Treppenhalle handelt sich um eine zweigeschossige, "englische" Halle - wie sie Ende des 19. Jhd. (ab 1890) im deutschen Kaiserreich sehr gern auf hochrepräsentativen, historistischen Herrensitzen und in vornehmen Stadtvillen eingebaut worden ist. Trotz des Begriffs "englische" Halle war diese als zweigeschossiges Bauobjekt in Deutschland um die Jahrhundertwende herum (1899/1900) stärker verbreitet als in England selbst. In Deutschland entstanden schon ab 1885 erste, preiswertere Ausführung, bei der die Galerie auf Konsolen und/oder Säulen auflag.
In den Herrschaftsflügel des Landhauses Mendelssohn war ebenfalls eine kleinere, zentrale Treppenhalle "Wiligrader Bauart" integriert - allerdings ohne "Vorraum" und ohne Terrasse unter dem Fensterband!
Empfangshalle im Schloss Wiligrad,
zweigeschossig, mit Repräsent.-Treppe
und dreiseitig umlaufender Galerie
Siehe Pkt. 3.4:
Die zweigeschossigen Treppenhalle
im Schloss Wiligrad
Zentrale Lage der zweigeschossigen Empfangshalle mit Repräsentations-Treppe im Herrschaftsflügel des Schlosses Wiligrad
Die Kombination beider, seltener Strukturmerkmale (Schlossgliederung in Herrschafts- und in Wirtschaftsflügel; Vorhandensein einer zentralen, zweigeschossigen Treppenhalle) zeichnet Schloss Wiligrad aus und ist für den mecklenburgischen Raum einmalig!
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Hinweis 6
Der Herrschaftsflügel des Schlosses wurde in Grundriss und Fassade von Albrecht Haupt nach dem Prinzip des asymmetrischen "Bauens von innen nach außen" entworfen.
Der Grundriss entstand wohl nach einem Kompositionsverfahren, das der hannoversche "Star-Architekt" Edwin Oppler in den 1860er Jahren geschaffen hatte.
Danach ist die zentrale Halle (hier: die zweigeschossige Empfangshalle) der Ausgangspunkt der Planung. Alle Räume (des Herrschaftsflügels) schließen an die Halle an und schieben sich von diesem Zentrum her nach außen, wobei sie sich je nach benötigter Größe ausdehnen können! So ergibt sich der lebendig bewegte Grundriss ganz von selbst. (wörtliches Zitat nach W. Brönner, Siehe Pkt. 3.4.1 u. Anlage 2)
Schloss Wiligrad, Grundriss des Herrschaftsflügels, gestaltet von Albrecht Haupt nach einem asymmetrischen Kompositionsprinzip des Edwin Oppler; Hannover (ehemaliger "Lehrer" und Arbeitgeber von Albrecht Haupt)
Albrecht Haupt war zwei Jahre lang im Architekturbüro des Edwin Oppler leitend tätig (von 1878 bis zum frühen Tode E. Opplers im Jahre 1880).
Die Fassaden des Herrschaftsflügels zeigen in der Asymmetrie der jeweiligen Gebäudeansichten - besonders auch in der Anordnung, der unterschiedlichen Größe und der wechselnden Gestalt der Fenster - ganz deutlich, dass sie nach dem Entwurfsgrundsatz eines "Bauens von innen nach außen" gestaltet worden sind.
Im Pkt. 3.4.1 - besonders jedoch in der Anlage 2 - dieser Webseite wird auf das asymmetrische "Bauen von innen nach außen" am Schlossgebäude Wiligrad näher eingegangen und anhand von Abbildungen gut demonstriert.
Ostseite des Herrschaftsflügels vom Schloss Wiligrad mit einem insgesamt asymmetrischen Erscheinungsbild und recht unterschiedlichen Fenster-Formen und -Größen
Westseite des Herrschaftsflügels vom Schloss Wiligrad mit einer zum Teil asymmetrischen Lage der Fenster-Achsen und sehr unterschiedlichen Fenster-Formen, -Einfassungen u. -Größen
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Hinweis 7
In der Umgebung des Schlosses hat der Herzog Johann Albrecht die Wirtschaftsgebäude und diverse Wohngebäude errichten lassen, jeweils separat:
1 x ein "Kavaliershaus" (untere Bildreihe, links), mit einem Ober- bzw. Dachgeschoss im Stil der niedersächsischen Fachwerk-Renaissance (Erdgeschoss weitgehend in modernerer Backstein-Bauweise)
für die herzogl. Beamten und "dienstlichen" Besucher höheren Standes,
1 x ein großzügig dimensioniertes Backstein-Reihenhaus (obere Bildreihe, rechts) mit barocken Schweifgiebeln für die unmittelbare, herzogl. Dienerschaft und
1 x ein etwas bescheideneres Backstein-Haus mit Schweifgiebeln für die Gärtnerfamilie mit ihren Gehilfen.
Der stattliche Marstall mit Reithalle (untere Bildreihe, rechts) im Stil der Backstein-Renaissance diente auf der Vorderseite auch als Wohnunterkunft für die Kutscherfamilie.
Das Heiz- und Maschinenhaus (obere Bildreihe, links) im Stil der Backstein-Renaissance wurde im ausgebauten Dachgeschoss an der südlichen Stirnseite von der Familie des Maschinenmeisters bewohnt .
Heiz- und Maschinenhaus mit der Wohnung für die Familie des Maschinenmeisters im Obergeschoss
Siehe Pkt. 4.1:
Das Heiz- u. Maschinenhaus
im Schlossareal Wiligrad
"Kavaliershaus" im Stil der niedersächsischen Fachwerk-Renaissance auf der Schlossanlage Wiligrad mit Wohnungen für die höheren Beamten und für Besucher
Siehe Pkt. 4.3:
Das Kavaliershaus im Schlossareal Wiligrad
Reihenhaus-Wohnungen für Familien der gehobenen Dienerschaft mit großzügigen Fensterflächen
Siehe Pkt. 4.2:
Das Bediensteten-Wohnhaus
im Schlossareal Wiligrad
Marstall mit Reithalle und Wohnung für den Kutscher u. seine Gehilfen im Erdgeschoss u. im Obergeschoss
Siehe Pkt. 4.5:
Der Marstall im Schlossareal Wiligrad
Das Schlossareal verfügte keinesfalls über einen dörflichen Charakter - auch nicht über den Charakter eines Gutsdorfes. Die dort hinter den Katenzeilen vorhandenen "privaten" Klein-Ställe bzw. Klein-Scheunen gab es auf Wiligrad nicht!
Das Schlossareal wäre aus heutiger Sicht viel eher mit einer großzügigen Hotelanlage zu vergleichen, bei der die Wirtschaftsgebäude und Wohnungen des Personals im angemessenen Abstand um ein zentral gelegenes Schlosshotel herum angeordnet worden sind!
Die Energieerzeugung und der Wäschereibetrieb erfolgten dabei autark mittels der im Maschinenhaus befindlichen Kesselanlage, der Dampfmaschinen, einem Gleichstromgenerator und der Transmissionsanlage zwischen dem Dampfmaschinenraum und der Dampfwäscherei.
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Bauherr: Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg (1857/1920),
Garde-Husaren-Offizier in Potsdam (aktiv von 1883 - 1895),
Weltreisender mit kolonialem Blickwinkel bzw. im kolonialen Auftrag,
Weltmann, Berufspolitiker und "Vorzeigefürst" des Deutschen Reiches
Regent des Großherzogtums Mecklenburg/Schwerin
von 1897 - 1901
Regent des Herzogtums Braunschweig
von 1907 - 1913
Architekt: Prof. Dr. Albrecht Haupt (1852/1932) Bauhistoriker,
Fachmann für Bauwerke der deutschen Renaissance